Die restliche Strecke bis Marree ist wieder Outback pur. Und dazu ein besonders lockerer, sandiger und steiniger Bodenbelag. Bald kommt Bopechie, wo ein altes Ghan Zeichen und eine Ruine stehen. Hier zweigt der Weg nach Süden zu Roxby Downs ab.
Die Umgebung wird zunehmend grüner.
Wir nähern uns Finniss Springs mit den Hermit Hill am Horizont. Erneut so ein Quellgebiet mit noch acht aktiven Quellen. Und natürlich eine Oase in der roten Wüste mit einzigartige Pflanzen, wie Button grass, das so wegen seiner Knopfartigen Blüten heißt, Cutting grass und Riedgras. Wibma- malkara nennen die Ureinwohner diesen Ort. Einweihungsgrund zur Traumzeit. Das Areal dient früher als Friedhof und als Platz für Männersachen. Und schon ein Blick in die Umgebung bestätigt die große Bedeutung des Ortes für die Ureinwohner.
Finniss Springs ist eine der ersten weißen Siedlungen am Oodnadatta Track. Und Dank des unvergesslichen Pächters Francis Dunbar Warren auch bald eine Aboriginal Siedlung, aus der 1930 die United Aborigines Mission entstand. Mit Schule, Kirche, Verwaltung für 200 Bewohner. Hierhin darf man aber nur mit Einverständnis des Arabana Volkes fahren.
Marree ist der Anfangs- oder Endpunkt des Oodnadatta Tracks. Aber gleichzeitig auch der Startpunkt des ebenso legendären Birdsville Track, der von hier nach Norden, nach Queensland führt. Ein Ort, an dem die Geschichte des Outback geballt vorliegt. Hier trieben die Stockmen ihr Vieh zusammen, auf dem Aboriginal Land. Bevor sie weiter zogen.
Ein Memorial in Marree gedenkt der Pioniertaten dieser Männer. Denn die Cameleers und die Viehtreiber machten beide Tracks erst zur Legende. Und natürlich auch die Postboten, über deren Schwierigkeiten ich bei Oodnadatta bereits berichtet habe. Zu den Pioniertaten gehören auch die Old Ghan Bahnstation und eine der Ghantowns, von wo Kameltreiber und Kamele den Transport der benötigten Materialien und Lebensmittel übernahmen. Das jährlich im Juli veranstaltete Kamelrennen (Marree Camel Cup) und die ausgediente Diesellok erinnern an diese Zeiten.
Das Gebiet, auf dem heute Marree liegt, wurde erstmals 1840 von Edward John Eyre, bei seiner Suche nach dem Inlandsee betreten und beschrieben. 1858 kamen hier Stuart und seine Begleiter, vom Lake Torrens kommend, vorbei. Er nannte die erste der Quellen nach seinem deutschen Botaniker David. G. Herrgott. Doch mit den Jahren verlor die Quelle und später 1872 auch das Camp der OTL ein „r“ im Namen. Seitdem heißt es eben Hergott Springs. Der kleine Ort wurde bald von den Männern des Outbacks „Little Asia“ genannt. Hier wuchsen schon Dattelpalmen. 300 Palmen waren es bei der Jahrhundertwende. Einige von ihnen sollen fast 100 Pfund Früchte getragen haben. Und der Schatten spendend Effekt wurde später auch in anderen Städten von SA genutzt. In Barmera, im Riverland, haben wir die Ururenkel der Hergott Springs Palmen besucht.
1883 ernannte die Regierung das Camp zur Stadt. Das so entstandene Zentrum in der Mitte Australiens hieß nun Marree. Ein Wort, das in der Sprache der Ureinwohner „ Platz der Possums“ bedeutet. An dieser Darstellung gibt es aber Zweifel. Erstens gab und gibt es kaum Possums in der Gegend, und zweitens heißt Possum in der Aboriginal Sprache eigentlich „Bilda“.
Bis 1918 nannten die Einheimischen ihre Stadt weiterhin Hergott Springs. Dann kam diese Anti- Deutsch Kampagne in SA, wo alle deutschen Namen weg rationalisiert wurden. So „taufte“ man die Poststation und das Railway Stationszeichen in Marree um. Seitdem blieb der neue Name.
Dazu passt auch das noch heute immer wieder gelesene Poem „Marree“, das so begann:
Oh the corrugated-iron town
In the corrugated-iron air
Where the shimmering heat-waves glare
To the red-hot iron plain
And the steel mirage beyond
Also eins muß man allen Bewohnern entlang des Oodnadatta Track unbedingt bescheinigen. Eine ausgesprochen, vom Herzen kommende Freundlichkeit. Und da machte die Tankwartin in Marree keine Ausnahme.
Es war kurz nach 14.00 Uhr. Mir missfiel das Hotel in Marree. Hat nichts mit dem Owner zu tun. Aber wer schon mal in der Goldstadt Wiluna in WA übernachten mußte, wird mich verstehen. Das 1883 erbaute Hotel erinnerte zu sehr an diese Beherbergung.
Und dann nach der Bewältigung des Oodnadatta Tracks reichte ein Vergleich der Bilder Birdsville Track und Hawker, um sich für die Weiterfahrt zu entscheiden.
So sind wir also weiter parallel zur alten Bahnlinie, nun die D47, nach Süden gefahren. Farina, einst 1878 gegründet, hieß mal The Gums. Der Ort erfüllte die optimistischen Erwartungen der Siedler leider nicht. Was hat es hier nicht alles gegeben. Zwei Pubs, eine Kirche, Brauerei, General Store, Weizensilos, fünf Schmiede, die Schule, eine Bäckerei und, woran die Australier immer den Wert eines Ortes bemessen, sogar ein Bordell. Farina war die Endstation der ersten Etappe des Eisenbahnbaus von Port Augusta. Hier entstand ein großer Umschlagplatz für Wolle und Vieh. Interessant sind im heute unbewohnten Flecken ein Campingplatz mit einer „Honesty box“ und der Friedhof. Die Grabsteine der hier begrabenen Afghanen zeigen alle nach Mekka. Lyndhurst schien uns als Station zum Besuch der Flinders Ranges noch zu nördlich. Hier geht eine weitere legendäre Trasse, nämlich der Strzelecki Track, nach Norden. Da wäre schon eher Leigh Creek in Frage gekommen. Aber der Ort machte keinen guten Eindruck. Und ich wunderte mich nicht, dass Ähnlichkeiten mit den Bergbaustätten im Erzgebirge bestehen. Der Ort wurde 1981 zur Versorgung der Arbeiter der großen Kohlengruben gegründet. Die in einigen Reiseführern angepriesenen „gut bestückten Supermärkte“ und die preiswerten Tankmöglichkeiten haben wir nicht gefunden. Fata Morgana?
Bei der Wahl zwischen Gammon Ranges NP und Wilpena haben wir uns folglich für letzteres entschieden.
OzBus Reporter
Isabelle Hiestand unterwegs mit dem OzBus von London nach Sydney. Sie berichtet täglich aus dem OzBus.